Aushalten (müssen)

Liebe [Psychiaterin],   es fühlt sich schwer an mit dem Schreiben anzufangen, weil da ganz viel Scham ist. Dieses Gefühl, zu versagen und eine Enttäuschung zu sein, ist im Moment so einnehmend, dass ich fast schon Angst davor habe, wenn wir uns am Montag sehen und Sie mich ertragen müssen. Es ist paradox, wie sehr … Weiterlesen Aushalten (müssen)

Verloren

"Wenn Menschen nicht mehr leben wollen, dann wollen sie gar nicht sterben", fängt meine Sozialarbeiterin den Satz am Telefon an und ich beende ihn: "Sie wollen nur, dass das Leben, wie es jetzt ist, nicht mehr." Es sammeln sich Tränen in meinen Augen, weil ich die Worte so sehr fühle - diesen verzweifelten Wunsch, das … Weiterlesen Verloren

Sinn des Lebens

Ich denke oft daran, zu schreiben. Früher, am Anfang dieses Blogs und dem davor, habe ich geschrieben, als würde mein Leben davon abhängen - die Worte sollten aus mir heraus. (Sollen sie das jetzt nicht mehr? Manchmal wünschte ich, ich hätte all die Worte in mir behalten. Seltsamerweise spukt mir heute eine Szene durch den … Weiterlesen Sinn des Lebens

Schatten eines Lebens

Meine Hausärztin sieht mich an. "Wichtig ist, dass Sie einen Pakt mit dem Leben schließen. Dass Sie sich sagen, dass Sie nach so viel Mist, wie Sie erlebt haben, es verdient haben, dass es besser wird." Ich nicke. Natürlich nicke ich, denn was bin ich für ein Mensch, wenn ich ausspreche, dass es in mir … Weiterlesen Schatten eines Lebens

Überlegungen

Liebe Frau Kliniktherapeutin aus der Heimatstadt,   ich danke Ihnen für Ihre liebe Antwort. Es hat mich sehr berührt, zu lesen, dass Sie noch da sind und an mich glauben!  Ich bin seit Donnerstag wieder zuhause – jetzt in einer WG mit der besten Freundin -, nachdem ich für mich entschieden habe, dass es stationär für mich … Weiterlesen Überlegungen

Identität

"Ich mache mir wirklich Sorgen um Sie", sagt die Psychiaterin und ich spüre, wie mir die Tränen in die Augen steigen. Da ist der Impuls zu sagen, dass es schon okay ist - ich bin es gewohnt und irgendwie geht es doch. Ich studiere, soweit man das Onlinesemester als Studium bezeichnen kann. Ich gehe zuverlässig … Weiterlesen Identität

Berührungspunkte

Ich sitze vor dem Bildschirm und bin froh, dass es kein Seminar ist, in dem ich die Kamera anschalten muss. Es gelingt mir mit großer Mühe die Tränen herunterzuschlucken und den starken Wunsch, auf mich aufmerksam machen zu können, nach hinten zu drängen. Wir sprechen über Behinderung. Soziale Benachteiligung. Privilegierte Elternhäuser. Weniger wohlhabende Viertel. Leistungsgesellschaft. … Weiterlesen Berührungspunkte

Zum Leben verdammt

Vor etwa genau einem Jahr habe ich den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen. Während ich diesen Satz schreibe, fällt es mir schwer, das zu glauben. Zu verstehen, dass das ein Ereignis in meinem Leben gewesen ist - eine so unglaublich einschneidende, schmerzhafte Erfahrung. Aktuell fühlt es sich sehr so an, als würde nicht ich mein … Weiterlesen Zum Leben verdammt

Es braucht Zeit

"Es braucht Zeit", sind die Worte der Therapeutin aus der Klinik. Die Akzeptanz, dass der Heilungsprozess dauert, dass es sehr wahrscheinlich nicht der letzte stationäre Aufenthalt ist und erst recht nicht die letzte Krise, schwankt. In manchen Stunden fühlt es sich okay an, dass ich in fünf Tagen entlassen werde und weiß, dass längst nicht … Weiterlesen Es braucht Zeit

Das Jahr 2020

Ich scrolle durch die Bilder des vergangenen Jahres und überlege, auf welcher Art und Weise ich dem Jahr 2020 begegnen möchte. Sofort stellt sich Sprachlosigkeit ein - sofort fühle ich mich, als würde meine Kehle zugeschnürt sein. Weil sich dieses Jahr nicht in Worte fassen lässt, weil es mir unmöglich erscheint, auszudrücken, wie es mir … Weiterlesen Das Jahr 2020