Schatten eines Lebens

Meine Hausärztin sieht mich an. "Wichtig ist, dass Sie einen Pakt mit dem Leben schließen. Dass Sie sich sagen, dass Sie nach so viel Mist, wie Sie erlebt haben, es verdient haben, dass es besser wird." Ich nicke. Natürlich nicke ich, denn was bin ich für ein Mensch, wenn ich ausspreche, dass es in mir … Weiterlesen Schatten eines Lebens

Weiter atmen

"Kennen Sie das Lied 'Keep Breathing' von Ingrid Michaelson? Da musste ich bei Ihrer Mail dran denken", schreibt die Klinikpsychologin am Ende ihrer Mail und ich suche das Lied bei Spotify. "But all that I know is I'm breathing. / All I can do is keep breathing." Schon am frühen Morgen beginne ich zu weinen. … Weiterlesen Weiter atmen

In Sicherheit

[...] Ich werde Silvester durchhalten, versprochen. Das hier ist definitiv kein Abschiedsbrief. Sie können sich auf mich verlassen! Wahrscheinlich ist es schon eine Frage danach, ob es wirklich okay ist, wenn ich in Sicherheit sein möchte; dass ich mich am Dienstag oder Mittwoch für die Krisenintervention entscheide. Aber ich habe so lange gekämpft, so lange … Weiterlesen In Sicherheit

Erste Woche

Eine Woche ist vorbei, über die ich nur berichten kann, weil ich ausnahmsweise beurlaubt wurde, um heute die Hochzeit meines Bruders zu erleben. Es ist seltsam. Ich bin seltsam, anstrengend, zu viel. Die ersten Tage waren schrecklich. Das Wetter war grau, ich durfte nicht nach draußen, weil ich in der Sperrzeit bin. Es gab viel … Weiterlesen Erste Woche

nicht weinen

Ich bin todtraurig. Ist es das kleine Kind in mir? Ich weiß es nicht, kann längst nichts mehr trennen. Der Tag war okay, vermutlich zu okay. Ich wurde zu sehr gelobt, nur nicht von meiner Mutter. Habe darüber nachgedacht, dass meine Mutter erst stolz darauf sein kann, dass ich meine Abiturprüfungen geschafft habe, wenn sie … Weiterlesen nicht weinen

durchhalten

Ich versuche Worte zu finden. Ich fange Sätze an, lösche sie wieder, bis nur noch Leere bleibt und ich mehr und mehr verzweifele. Ich finde keine Worte. Es entzieht sich meiner Kontrolle, die Krankheit, die Gefühle, all das rebelliert, stellt sich gegen mich, lacht mich aus. Ich brauche die Erlaubnis, um zu reden, um zu … Weiterlesen durchhalten

schwerelos

Es ist verwirrend, ich zu sein. Ich bin losgelöst, ein wenig schwerelos, aber die Art, bei der man sich leer und durcheinander fühlt. Ich habe Angst davor, nach draußen zu gehen. Beinahe wäre ich heute mit meiner Mutter in die nächstgrößere Stadt gefahren, konnte sie aber davon abhalten, irgendwie. Die Vorstellung, unter Menschen zu sein, … Weiterlesen schwerelos

Gegensatz

Für einen Moment habe ich vergessen können. Ich habe gelacht, mich nicht allein gefühlt. Ich habe mich für einen Moment okay gefühlt. Knapp vier Stunden später fühle ich mich verloren, kaputt. Ich sitze in meinem Zimmer, setze die Abschiedsbriefe fort. Ich denke an die rasende Zeit, daran, dass es scheint, als würde ich stillstehen und der Rest … Weiterlesen Gegensatz